Vor mehr als 400 Jahren haben philosophische Kreise in Europa, die das Denken der Menschen formten, ihre Bemühungen darauf konzentriert, um den Begriff "Säkularisierung" so zu gestalten, dass er als institutionalisierendes Element allen sozialen, kulturellen und politischen Entwicklungen zugrunde gelegt werden konnte, egal ob diese Entwicklungen in Form einer Revolution – auch mit großem Blutvergießen – voranschreiten würden oder in Form langsamer Reformen. So kam es dazu, dass es im vorigen Jahrhundert sehr schwierig wurde, Religion und Glauben zu verteidigen, und die Moderne, die Aufklärung und deren Propheten wie Marx und Freud und Nietzsche brachten unrealistische Gründe und Rechtfertigungen für die Ablehnung von Religion und Glauben, so dass sie sogar Gott für tot erklärten und offen sagten, man könne im modernen Zeitalter nicht mehr von einem Gott sprechen, der sich in alle Belange des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens einmischt. Religion könnte höchstens in der Form anerkannt werden, dass Gläubige eine persönliche Beziehung zu Gott entwickeln, gewissermaßen als persönliche religiöse Zeremonie zur psychischen Entspannung.
Doch die Erfinder der Säkularisierung haben nie daran gedacht, dass, nachdem die Welt sich weitgehend säkularisiert hat, eine Zeit kommen würde – ab dem ausgehenden 20. Jahrhundert –, in der eine Welle der Hinwendung zur Religion und eine Rückbesinnung auf den Glauben und die Spiritualität entsteht. Diese Welle ist nicht nur zum Ausgleich psychischer Mängel der Menschen oder zur Verbreitung individueller oder gemeinschaftlicher religiöser Zeremonien oder des Mystizismus der abrahamitischen Religionen, des Hinduismus oder des Buddhismus und Zen-Buddhismus, etc. entstanden, sondern hat selbst bedeutende gesellschaftliche Revolutionen und kulturelle Entwicklungen hervorgebracht und verschiedene Personen und Gruppen auf besondere Weise motiviert und erzogen. Die letzte dieser Entwicklungen ist das islamische Erwachen in Nordafrika und im Mittleren Osten. Darum kann man die Welt am Ende des 20. Jahrhunderts in Bezug auf Religion und Spiritualität nicht mit der Welt am Beginn dieses Jahrhunderts vergleichen.
In der heutigen Zeit hat sich die Menschheit sozusagen der kollektiven Bekehrung zugewandt und ihre Richtung gewechselt, weg von der Materie und hin zum Heiligen. Die Zahl der Philosophen, Religionsgelehrten, Wissenschaftler verschiedener anderer Disziplinen und Künstler, die die Reden des Zeitalters der Aufklärung satt haben und die Moderne kritisieren, steigt von Tag zu Tag, wenn auch die Kritik an der Moderne, u.a. an der Säkularisierung und der Antireligiosität oder Religionsflucht – meist postmoderne Form haben – selbstverständlich sind nicht alle Postmodernen religiös, aber jeden Tag nimmt die Zahl derer zu, die die gesellschaftliche Rolle der Religion bewundern.
Aus diesen neuen Blickwinkeln werden verschiedene Religionen bewundert – beispielsweise wird den Begriffen der christlichen Befreiungstheologie bei der Bekämpfung von Unterdrückung und Ungleichheit in der christlichen Welt jeden Tag mehr Beachtung geschenkt, doch der Islam, der sich seit seiner Entstehung als Religion versteht, die den Auftrag hat, soziale und politische Reformen einzuführen, spielt dabei eine noch herausragendere Rolle und wurde insbesondere vor mehr als 30 Jahren als Vorbild für gesellschaftliche und politische Reformen und Entwicklungen und für das Streben nach Gerechtigkeit in diktatorischen Gesellschaften gewählt, in denen Diskriminierung herrschte.
Der wichtigste Grund, warum der Islam so großen Anklang findet, ist die besondere Bedeutung der „Vernunft“ im Islam. Das Leben des Menschen braucht Glauben und Liebe, aber auch Vernunft. Ohne Glauben und Liebe wird das Leben sinnlos und hoffnungslos. Ohne Vernunft kann der Mensch keine Vollkommenheit erlangen und verliert Richtung, Weg und Ziel. Sein Leben wird nutzlos.
Im Koran finden sich Hunderte von Wörtern wie "Vernunft", "Wissen" und "Weisheit", und es steht geschrieben, dass sie für die Menschen notwendig sind und Gott dem Menschen damit einen Gefallen getan hat – neben den Propheten, die zur Rechtleitung von Gott zu den Menschen entsandt worden sind. In Sure Ale-Imran, Vers 9 – 16, heißt es beispielsweise: "Gewiss, Gott hat den Gläubigen einen Gefallen getan, in dem Er ihnen einen Propheten aus ihren eigenen Reihen ernannt hat, damit er ihnen Seine Verse vorträgt, sie reinigt und sie das Buch und die Weisheit lehrt. Zuvor waren sie gewiss offenkundig auf dem Irrweg."
In Sure Baghara, Vers 269 heißt es: "Er gibt Weisheit, wem Er will, und wem Weisheit gegeben wird, dem ist gewiss viel Gutes gegeben worden, und nur diejenigen, die Vernunft haben, lassen sich beraten."
Aber unter den Muslimen haben die Schiiten mehr als andere Wert auf Vernunft und Weisheit Wert gelegt und bei Propaganda und sozialen Interaktionen Methoden der Vernunft allen anderen Methoden vorgezogen. Darum waren die großen muslimischen Philosophen auch meist Schiiten. Von den schiitischen Führern und Imamen, die das Erbe des Propheten des Islam (Friede sei mit ihm) bewahrten, gibt es viele Überlieferungen (Ahadith) über Vernunft und Wissen.
Vom Propheten (Friede sei mit ihm) ist Folgendes überliefert: "Gott hat Seinen Dienern nichts Besseres als die Vernunft gegeben, darum ist es besser, wenn ein vernunftbegabter Mensch schläft, als wenn ein unvernünftiger Mensch nachts wach bleibt, um zu beten; es ist auch besser, wenn ein vernunftbegabter Mensch zu Hause bleibt, als wenn ein unvernünftiger Mensch eine Pilgerfahrt unternimmt oder sich am Kampf auf dem Wege des Islam (Jihad) beteiligt. Gott hat Seinen Propheten auserwählt, um das Wissen der Menschen zu vervollkommnen.
Imam Sadegh (Friede sei mit ihm), der wissenschaftliche Führer der schiitischen Richtung des Islam, hat gesagt: "Man kann Gott nicht mit etwas Besserem als mit der Vernunft anbeten." Er sagte außerdem: "Es gibt drei Gruppen von Menschen: diejenigen, die Wissen besitzen, diejenigen, die nach Wissen streben und der Kehricht an der Wasseroberfläche" (der jederzeit vom Wasser weggespült werden kann, womit diejenigen gemeint sind, die sich einer oberflächlichen Ideologie zuwenden).
Imam Bagher sagte: "Ein Gelehrter, von dessen Wissen man Nutzen ziehen kann, ist besser als 70000 Menschen, die Gott anbeten." Er sagte weiter: "Gott möge sich des Dieners erbarmen, der Wissen durch Dialog mit religiösen und gottesfürchtigen Menschen belebt."
Von Imam Ali (Friede sei mit ihm) ist folgender Ausspruch überliefert:
"Als der Engel Gabriel nach der Erschaffung von Adam zu ihm herabkam und zu ihm sagte: "Ich bin beauftragt, dich eines von drei Dingen wählen zu lassen. Du kannst nur eines wählen. Die drei Dinge sind die Vernunft, der Anstand und die Religion." Adam sagte: "Ich habe die Vernunft gewählt." Aber der Anstand und die Religion sagten: "Wir sind beauftragt, die Vernunft überall hin zu begleiten."
Wir stellen also fest, dass sich die Schia zu Logik, Wissenschaftlichkeit und islamischem Dialog bekennt; es gibt jedoch kleine Gruppierungen die die Schia ablehnen und durch Fehlauffassungen und –interpretationen des Islam Gewalt, Isolierung und Befolgung von Befehlen ohne Hinterfragung befürworten.
Es gehört zu den selbstverständlichsten Grundlagen der Schia, dass die fünf Säulen der Religion, also Monotheismus, Prophetentum, Auferstehung, Gerechtigkeit und Imamat keine Nachahmungs-Angelegenheiten sind und können nicht ohne Argumentation und durch bloße Nachahmung akzeptiert werden.
Die Schiiten warten wie alle anderen Muslime, Christen, Juden und Anhänger vieler anderer Religionen auf das Erscheinen einer Person, die Gerechtigkeit und Liebe – wie von Gott versprochen – in der ganzen Welt verbreitet; sie glauben an Voraussetzungen und Vorzeichen für die Verwirklichung dieses Erscheinens und die Zeit danach, und ein wichtiger Teil dieser Vorzeichen bezieht sich auf Wissenschaft und Vernunft.
Diese „Erwartung“ basiert auf dem Gedanken, dass der Mensch ein enormes Potenzial für geistiges und kulturelles Wachstum besitzt und die Zukunft soll den Boden für dieses Wachstum bereiten und deren Hindernisse beseitigen, damit der Mensch durch Erwerb von wissenschaftlich-philosophischen Kenntnissen zur Wahrheit gelangt und das zu ihm passende und gehörige Leben führt, das Gott für ihn bestimmt hat.
So gesehen darf man auf eine Zukunft hoffen, in der keine Gewaltanwendung, Diktatur und Druckausübung existieren, weil all diese Komponenten das Wachstum und die Entwicklung von Vernunft und Wissenschaft verhindern. Um die Vernunft von Diktatur, Unterdrückung und Diskriminierung zu befreien, muss man Reformen vornehmen, und diese Reformierung soll auf der Basis der Vernunft und Logik erfolgen, und nicht durch Gewalt und Täuschung.
Die Reformer müssen also die Gelehrten und Weisen sein; sie sollen in einer bestimmten Periode die geistige, kulturelle und sogar politische Führung übernehmen, damit sowohl die individuelle Selbstbildung als auch die Vervollständigung moralischer Werte, welche die Hauptziele der Propheten ware, unter den wahren Erwartenden realisiert werden und die aufrichtigen und wohltätigen Menschen in die Gruppe der Erwartenden eintreten.
Unter den Erwartenden soll darüber hinaus ein Geist bzw. eine Einstellung für den gemeinsamen Aufbau entstehen; dazu soll der Geist der Kooperation, Geduld, Standhaftigkeit und Bekämpfung der Unterdrückung und Kottuption gestärkt und soziale Reformen, wenn auch in kleinen Maßstäben, gefördert werden.
Um all diese Ziele zu erreichen, benötigt man Wissenschaftler und Gelehrte, die mit der Religionswissenschaft und den geistigen und islamisch-koranischen Begriffen vertraut sind und die aktuellen Probleme kennen. Diese Persönlichkeiten können sowohl das Teritorium der Religion gegen ideologische und politische Angriffe verteidigen als auch denjenigen die wahre Religion präsentieren, die der Täuschungen atheistischer Schulen überdrüssig sind.
Imam Hadi sagt: „Wenn in der Zeit der Abwesenheit von Imam Mahdi keine Gelehreten wären, die das Erscheinen von Mahdi bekannt geben, die Gläubigen zu ihm führen, seine Religion mit überzeugenden Argumenten verteidigen und diejenigen, die keinen festen Glauben haben, vor den Angreifern retten würden, würden sich alle von der Religion abwenden. Aber die Gelehrten übernehemen die Führung der Schiiten wie ein Kapitän, die Führung eines Schiffes übernimmt.
Doch der Erlöser selbst ist ein Symbol der Wissenschaft und Weisheit; der Erlöser, auf den gewartet wird, und der das göttliche Versprechen, das durch 124000 Propheten und Gesandte im Laufe der Jahrtausende menschlicher Zivilisation verkündet wurde, nämlich die Gründung einer Gesellschaft auf der Basis des Rechten und der Gerechtigkeit und der absoluten Liebe.
Imam Ali sagt in seinem Buch „Pfad der Eloquenz“, Predigt 181 über den Erlöser: „Wahrlich ist er Derjenige, der das Schild der Weisheit trägt (d.h. durch hohes Maß an Wissen die Befehle seiner Seele nicht folgt), sich vollstöndig an ihr (Weisheit) richtet und ihr seine ganze Achtung widmet, so dass ständig nach Weisheit sucht; sie ist sein Wunsch und Bedürfnis.
Mahdi wird erscheinen, wenn seine 313 Helfer den notwendigen Status im Laufe der Zeit erreicht haben, also diejenigen, die neben Tapferkeit und vollkommener Genügsamkeit ein hohes Maß an Wissen besitzen, so dass jeder von ihnen ein Vorbild ist.
Eines der wichtigsten Vorzeichen der Zeit des Erscheinens ist das Aufblühen der Wissenschaft. Imam Sadegh sagt: „Die Wissenschaft besteht aus 27 Buchstaben (arab.), beim Erscheinen des Mahdi beherrschen die Menschen lediglich zwei davon.“ Der Erlöser wird also nach seinem Erscheinen den Menschen die restlichen 25 Buchstaben vermitteln.
Mit anderen Worten rechnet die Schia mit einem außergewähnlichen Fortschritt der Wissenschaft durch die Vernichtung von Unterdrückern und Beseitigung der Diskriminierung und Herrschaft der Gerechtigkeit. In der Zeit werden Bagabung und Vernunft neben Moral und Menschlichkeit gedeihen, und die Menschheit erreicht den Höhepunkt ihrer Reife. Die beste Art der Gesellschaftsführung, welche Gott als die wahrhaftigste und gerechteste Art bezeichnet, wird nur dann mit Gottes Hilfe und Segen realisiert, wenn die Erwartenden wissenschaftsliebend, mutig, genügsam, vernünftig und geduldig sind.
Leider beobachten wir heute, dass die Feinde des Islam durch Agitationen und falsche Propaganda den Islam und die Muslime des Radikalismus und der Gewaltverherrlichung bezichtigen, während sie alle medialen technischen Möglichkeiten und politischen Unterstützungen in Anspruch nehmen; sie schüren eine Art Islamophobie in westlichen, v.a. in deutschsprachigen Ländern, in denen Kenntnisse über die reiche Islamische Kultur und Geschichte am wenigsten verbreitet sind. Die Islamgegner missbrauchen inzwischen die Äußerungen und Taten einiger ahnungsloser Muslime, welcher möglicherweise zu dem o.a. Zweck instrumentalisiert werden.
Aus diesem Grunde ist die Vermittlung der Schia, die mit vernünftigsten Methoden und ideologischen, geschichtlichen, politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Diskursen den Islam analysiert und präsentiert, eines der besten Konzepte, um den Islam vor Islamgegner zu verteidigen und den wahren Islam zu vermitteln.
Heute sind die multimedialen Anwendungen mit die besten und effektivsten Mittel zur Verbreitung von Botschaften im virtuellen Raum. Daher kamen wir – eine Gruppe schiitischer Jugendlicher, die wir in Deutschland studiert haben und hier leben, auf die Idee, mit Hilfe dieser Technologie und mit besonderer Betonung der rationalen Methode als Grundlage des schiitischen Denkens sowie durch Unterstützung von deutschsprachigen Experten auf diesem Gebiet einem Teil unserer Pflicht zur Klärung der Wahrheit nachzugehen, die auch die Pflicht eines jeden wahrheitssuchenden Menschen ist.
Wir haben den gesegneten Geburtstag des Mahdi, des Erlösers der Menschheit, der die Gerechtigkeit auf der Basis der Wissenschafts-, Vernunfts- und Weisheitsliebe seiner Anhänger herstellen soll, zum Anlass genommen, um diese Internetseite in Betrieb zu nehmen in der Hoffnung, dass wir durch die Kontakt- und Interaktionsmöglichkeiten unserer Webseite die Beteiligung, Hilfen, Empfehlungen und konstruktive Kritiken der Nutzer in optimaler Form beobachten können.
Wir beten fürs baldige Erscheinen von Imamm Mahdi
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